Unsere Goldrausch Frauen: Ines Hecker

Ines Hecker

„Ein Tor öffnen“ – Ines über ihre Arbeit bei Goldrausch

In diesem Interview sprechen wir mit Ines, die seit vielen Jahren eine zentrale Rolle bei dem Projekt Goldrausch Mikrokredite spielt. Mit ihrer Erfahrung, ihrem Vertrauen in Frauen und ihrer Leidenschaft für Mikrokredite hat sie zahlreiche Gründerinnen auf ihrem Weg begleitet. Sie teilt mit uns besondere Momente, prägende Begegnungen und ihre Sicht auf die Kraft, die entsteht, wenn Frauen mutig ihre Ideen verfolgen.

Ines, magst du erzählen, wie du zu Goldrausch gekommen bist?

Ich habe mich 2006 als Beraterin und Coach selbstständig gemacht und bin damals voller Stolz in die Weiberwirtschaft eingezogen. Es hat sich alles so richtig angefühlt. Doch mit der Wirtschaftskrise 2008/2009 brachen viele Beratungsaufträge weg.
Mit Goldrausch war ich schon vertraut, da ich bis 2007 im Beirat saß und dort über die Kreditvergabe mitentschieden habe. Ich fand die Idee, speziell Frauen durch Kredite zu unterstützen, schon immer brillant – auch wenn es damals noch ein Geheimtipp war.

2009 fragte mich der Vorstand, ob ich mir vorstellen könnte, die Kreditvergabe hauptamtlich zu übernehmen. Das fühlte sich an wie ein Geschenk. Ich habe mich beworben und am 15. Januar 2010 bei Goldrausch angefangen. Gemeinsam mit meiner Mentorin Brigitte Maas haben wir den Verein durch die Akkreditierung als Mikrofinanzinstitut gebracht – damit konnten wir endlich wieder offiziell Kredite vergeben. Unser erster Kredit waren 700 Euro für den Flyerdruck einer Designerin.

Du hast also den Übergang von ehrenamtlicher Arbeit zu einer professionellen Struktur mitgestaltet.

Ja, das war ein großer Schritt. Aber die Nähe zu Gründerinnen hatte ich schon vorher. Vor meiner Selbstständigkeit habe ich ein Gründerinnenzentrum im Marzahner Hafen aufgebaut und bei Akelei gearbeitet. Dort habe ich gemerkt: Frauen haben einen besonderen Umgang mit dem Thema Geld. Für viele war die Idee, einen Kredit aufzunehmen, zunächst beängstigend. Ich dachte damals oft: Wenn ich den Gründerinnen jetzt auch noch Geld in die Hand geben könnte, das wäre perfekt. Mit Goldrausch ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen.

Was hat dich persönlich an der Arbeit mit Gründerinnen so fasziniert?

Ich bin Wirtschaftswissenschaftlerin, und nach der Wende brauchte ich selbst einen beruflichen Neustart. Viele Akademikerinnen, besonders mit technischen Abschlüssen, waren plötzlich arbeitslos. Diese Frauen zu begleiten und ihnen Wege in die Selbstständigkeit aufzuzeigen, hat mir viel bedeutet. Ich habe miterlebt, wie aus schwierigen Situationen neue Chancen entstanden sind – und das hat mich geprägt.

In deiner Zeit bei Goldrausch – was waren die schönsten Momente?

Ganz klar: die Pitches und die Begegnungen mit den Frauen. Sie kamen oft sehr aufgeregt zu uns, erzählten voller Leidenschaft von ihren Ideen – und manchmal haben wir noch am selben Abend entschieden, den Kredit zu vergeben. Ich erinnere mich an eine Märchenerzählerin: Sie begann ihren Pitch mit einem Märchen. Alle waren sofort verzaubert, und am Ende floss sogar die eine oder andere Träne. Für sie war unser Kredit die einzige Chance, ihre Idee umzusetzen.

Oder die Künstlerin Uli Aigner mit ihrem Projekt One Million. Mit einem unserer Mikrokredite finanzierte sie ihren ersten Brennofen. Heute ist ihr Projekt international bekannt – und sie hat bis heute alle Kredite tadellos zurückgezahlt. Solche Geschichten zeigen, wie viel in kleinen Beträgen steckt.

Das Schönste war aber immer, wenn die Frauen sagten: Ihr glaubt an mich. Dieses Gefühl, dass da jemand hinter ihnen steht, hat oft mehr bewirkt als das Geld selbst.

Gibt es eine Botschaft, die du Gründerinnen unbedingt mitgeben möchtest?

Mut haben. Wenn man an die eigene Idee glaubt, sollte man sich nicht von Risiken abschrecken lassen. Ein Kredit ist nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch eine Chance. Fangt klein an, Schritt für Schritt. Baut euch eine Kreditbiografie auf – so öffnen sich später Türen zu größeren Finanzierungen. Wichtig ist, nicht aufzugeben, sondern ins Tun zu kommen.

Was wünschst du dir für deine Nachfolgerin und die Zukunft von Goldrausch?

Dass die Frauen sich weiterhin gut aufgehoben fühlen – mit ihrer Persönlichkeit, ihren Ideen und ihrer Leidenschaft. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern darum, Frauen zu motivieren und ihnen zu zeigen: Du kannst das schaffen. Wenn das gelingt, bleibt Goldrausch das, was es für viele war: ein Tor, das sich öffnet.

Möchtest du zum Schluss noch etwas sagen?

Ich bin einfach dankbar. Für die vielen inspirierenden Unternehmerinnen, die ich kennenlernen durfte, für das Vertrauen des Vorstands und für die Möglichkeit, gemeinsam mit Goldrausch zu wachsen. Es war eine bereichernde Zeit – und ich nehme viele schöne Erinnerungen mit.

Zum Abschluss möchten wir Ines unsere tiefste Wertschätzung aussprechen. Über viele Jahre hat sie den Verein mit ihrem Engagement, ihrer Expertise und ihrem unerschütterlichen Vertrauen in die Kraft von Frauen geprägt.

Ines hat nicht nur unzählige Gründerinnen begleitet – sie hat auch Goldrausch selbst weiterentwickelt, dem Verein neue Wege eröffnet und wichtige Meilensteine ermöglicht. Ihr Einsatz, ihr Herz und ihre professionelle Klarheit haben Goldrausch nachhaltig bereichert.

Danke, Ines, für alles, was du geschaffen, bewegt und ermöglicht hast. Deine Arbeit wirkt weit über die gemeinsame Zeit hinaus.

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Unsere Goldrausch Frauen: Ophelia Vintage